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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 34

1911 - Magdeburg : Creutz
34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre. F. Geschichtliches. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt (800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen Altmark. Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor- fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid- nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück- bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische) bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-, der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte. Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen- zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran- zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und Treue zum Hohenzollernhause. (x. Sagen. 1. Der Roland in Stendal. Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus- gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger- Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete, meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her- stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs- freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat- Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 62

1911 - Magdeburg : Creutz
62 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Vom Bischof Burchard Ii. (Buko), der ein großer Kinderfreund gewesen sein muß, geht noch heute das Wiegenlied: Buko von Halberstadt, Bringt doch nsem Kinneken wat! Wat soll eck ehni den bringen? Rode Schau mit Ringen, Rode Schau mit Golle beschlan, Da soll use Kinniken tau Danze gahn. Von Quedlinburg aber sagt der Volksmund: Queddelborger Brennewien, Queddelborger Masteschwien. D. Geschichtliches. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Niederdeutsche, nämlich Sachsen und Thüringer. Vom 7. Jahrhundert ab siedelten sich aber auch slawische Völker an. Die von ihnen gegründeteu Ortschaften endigen heute zumeist auf: itz, a, au, die der Sachsen auf: Hausen, igen, heim, das sich aber oft in am und um ver- wandelt hat, die der Thüringer auf: leben, stedt, berg, dach. Die hier sehr häufige Endung leben soll Erbteil, Wohnstätte bedeuten. Die Vorfahren waren Heiden und verehrten an besonderen Opferstätten (Teuselsmauer, Regenstein, Höhe bei Gutens- wegen) ihre Götzen. Dnrch Karl d. Gr. wnrde das Christentum uuter unseren Vorfahren eingeführt. Nach ihm waren es besonders Mönche, die von ihren Klöstern die Religion und gesittetes Leben verbreiteten. Es entstanden bald das Erzstift Magdeburg und das Bistum Halberstadt. Die slawischen Völker, die immer weiter nach W. vordringen wollten, gerieten mit unsern Vorfahren in heftigen Streit. Durch die Kaiser Heinrich I-, Otto I. (Gero) und den Markgrafeil Albrecht den Bären und seine Nachfolger wurden sie vollständig besiegt und immer weiter uach O- gedrängt. Schon zu Dr. Martin Luthers Zeiten nahmen die Bewohner dieser Gegend die evangelische Lehre an. Ihres neuen Glaubens wegen hatten sie oft viel Drangsal zu erleiden; allein sie hielten daran fest mit aller Zähigkeit, selbst die Verheerungen des 30jährigen Krieges, der die ganze Gegend in eine Wüste verwandelte, konnten sie nicht vom evangelischen Glauben bringen. Bald nach dem 30 jährigen Kriege kam unser Gebiet an das Hohenzollernhaus, und bis heute hat es ihm bis aus eine kurze Unterbrechung (1806—13) getreulich angehört. Als am Anfange des vorigen Jahrhunderts der Kaiser Napoleon unser Vaterland besiegt und erobert hatte, warf er unser Gebiet zu dem neuen Königreiche Westfalen. So waren seine Bewohner französische Untertanen geworden. Französische Beamte regierten sie nach französischem Gesetze. Unerschwingliche Steuern mußten gezahlt und harte Behandlung mußte erduldet werden. Unter dem Beistande der Russen, Österreicher und Engländer gelang es, die Franzosen zu besiegen. Das Vaterland war wieder frei. Die treue Fürsorge der Hohenzollernsürsten und die großen Er- finduugeu der Neuzeit (Dampfmaschinen, Eisenbahn, Dampfpflng--) ließen bald die Wunden der Fremdherrschaft heilen. E. Sagen. 1. Marienliorn. Der fromme Hirt Conrad weidete einst in einem lieblichen Tale feine Herde- Da war es ihm, als käme eine Schar Jungfrauen mit Fackeln in den Händen daher. Sie zogen feierlich nach einem Quell oder Borne und beteten hier. Ein andermal sah er, daß sich ein Bildnis der heiligen Jungfrau aus den Wolken in den Born niederließ und daß dabei zwei Engel das heilige Kreuz darüber hielten. Nun stand es bei ihm fest, daß der Brunnen ein heiliger Ort fei; und er weilte oft und gern hier. Als er auf dem Sterbebett lag, erzählte er seinem Beichtvater, was er an dieser Quelle beobachtet hatte. Nun verbreitete sich bald die Mär von

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 116

1911 - Magdeburg : Creutz
116 7. Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland. „Na Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih? Me nahmen unsre Fräumen inät. Nä. Jergewilme, blieb d'rheime. D'rheime es d'rheime, wenns Slickchen Brud nach klänner es." A. Haselhuhn. I . Geschichtliches. Einst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz hinaus- reiclste. Allein es unterlag im Kampfe mit den Frauken und Sachjen. Unter Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben, die von O. eindrangen. Zu seiner Zeit brachten fromme Lente (Missionare) den Thüringern das Christentum, z. B. Kilian und Bonifatius. Kirchen und Klöster entstanden nun überall. Im Dorfe Helfta soll die älteste Kirche Thüringens liegen. In kirchlicher Beziehung gehörte Thüringen seitdem zu dem Erzbistums Mainz und dem Bistume Merseburg. Die deutschen Kaiser, z. B. Heinrich 1- und Otto I. hatten in Thüringen ihre Pfalzen (Memleben, Tilleda). Nach und nach zerfiel das Land in eine große Zahl kleinerer^Länder, die teils unter Fürsten, teils unter Herzögen und Großherzögen standen. ^>eit dem Anfange dieses Jahrhunderts gehört ein großes Stück von Thüringen zum Königreich Preußen, während der übrige Teil noch seine besonderen Regenten Hut. Die günstige Lage Thüringens zwischen dein N. und S. Meeres Vaterlandes gab ihm seit alters her eine große Bedeutung. Durch das Saaletal, über den Thüriugerivald und dnrch das Hörseltal führten Heerstraßen, an denen wichtige Handelsplätze entstanden, z. B. Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen, Merseburg, Halle. G. Sage. Der vmanlierte Kaiser. Eiu ehrsamer Bergmann ging einmal am dritten Ostertage auf den Kyffhäufer. Hier sah er einen steinalten Mönch nnt schneeiveißem Barle neben dein Wartturwe sitzen. Als der Mönch den Bergmann bemerkte, trat er auf ihn zu und sprach: ..Komm mit zu Kaiser Friedrich. Der Zwerg hat mir eben eine Springwnrzel gebracht." Dem Bergmann bangte zwar ein wenig, aber der Mönch redcie ihm freundlich zu. So gingen sie miteinander mir einen freien Platz Hier zeichneie der Mönch einen großen Kreis und hieß den Bergmann eintreten. Dann las er laut einige Gebete vor, schlug mit dem Stabe dreimal mir die Erde und rief: „Tue dich auf!" Da zitterte der Berg, und eiu dumpfes Getöse wurde hörbar. Jettt faßte der Möuch den Bergmann bei der Hand, und beide sanken aus der Kreisfläche in die Tiefe. Nun waren sie in einem großen Gewölbe. Der Mönch schritt voran, und der Bergmann folgte. In einem Kreuzgange machte der Mönch Halt und zündete zivei Fackeln an. Dann betete er wieder und öffnete mit der Springivurzel eine verschlossene Tür. Nun standen sie in einer prächtigen Kapelle. Der Boden war glatt wie Eis, die Decke und die Wände flimmerten beiin Fackelscheine wie Gold und Edelstein. In der einen Ecke stand ein Altar und in der andern ein goldenes Taufbecken mit silbernem Fuße. Der Bergmann war von allem Glänze geblendet und wagte nicht weiterzugehen. Doch der Mönch winkte ihm, hieß ihn in der Mitte stehen bleiben und beide Fackeln halten. Er selbst trat an eine Tür, die wie blankes Silber schimmerte. Nachdem er dreimal angeklopft halte, tat sich die Tür aus. In dein hellen Zimmer saß auf einem goldenen Throne der Kaiser Friedrich Bar- barossa mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe. Sein langer, roter Bart war durch den steinernen Tisch, der vor ihm stand, hindurchgeivachfen Der Kaiser nickte mit dem Kopfe, bewegte die Augenlider und winkte den Mönch zu sich. Dem Bergmann klopfte das Herz, als er den lieben Kaiser sah, vou dem die Leute soviel Gutes erzählten. Es war der glücklichste Tag seines Lebens. Endlich kam der Mönch zurück, und sie gingen dem Eingänge zu. Hier wurden sie wieder sanft einpor-

4. Die Provinz Sachsen - S. 35

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
andere Arm heißt die Alte Elbe. Am Ende der Neustadt der- einigen sich beide Arme wieder. So entsteht eine Insel. Das ist ein Stück Land, das rings von Wasser umgeben ist. — Im südlichen Teile dieser Insel befinden sich die herrlichen Anlagen des Stadtparks. Der nörd- liche Teil wird dnrch die Zollelbe, einen schmalen Seitenarm der Stromelbe, wieder in zwei Teile geschieden: Zwischen Strom- und Zollelbe ist der Kleine, zwischen Zoll- und Alter Elbe der Große Werder, Beide werden durch die Zoll brücke mit einander verbunden. Aus der Zollelbe können die Kähne in den Hafen gelangen, den man zwischen der Zoll- und Alten Elbe angelegt hat. "Der Hafen ist wie ein See rings von Land umgeben. Hier sind die Kähne vor Beschädigung durch die Eisschollen geschützt, die im Winter oft dicht- gedrängt den Strom hinuntertreiben. In welcher Jahreszeit wird man darum auch nur selten die großen Elbkähue in diesem Haseu sehen? — Auch bei der Neustadt ist ein solcher Hafen. Dieser aber wird von den Schisfern nicht nur im Winter aufgesucht; denn hier befinden sich neben großen Speichern auch noch besondere Vorrichtungen, die das Beladen und Entleeren der Kähne er- leichtern. Hier legen also die Kähne auch an, um ihre Ladung zu löschen und mit neuer beladen zu werden. Der Neustädter Hafen ist darum nicht wie der beim Werder nur Winter- oder Sicherheitshafen, sondern auch Handelshafen. Die Lange Brücke führt uns über die Alte Elbe nach der Friedrichs- stadt, einer andern Vorstadt Magdeburgs. Von hier leitet eine Allee ab- wärts nach dem Herrenkruge, dessen herrliche Parkanlagen von den Spazier- gängern Magdeburgs am meisten besucht werden. Magdeburg ist eine alte Stadt. Sie bestand schon zur Zeit Karls des Großen. Der Kaiser Otto der Große, dessen Gemahlin Editha sich hier am liebsten aufhielt, machte sie zu einem Erzbistum. Im ganzen hat Magdeburg 48 Erzbischöfe gehabt. Der erste hieß Adalbert. Er herrschte von 968 bis 931. Im Dome befindet sich von ihm noch ein lebensgroßes, ehernes Standbild. — Das Erzbistum erwarb schon sehr früh einen großen Länderbesitz. So dehnte es sich z. B. im Osten bis zu den Grenzen der heutigen Provinz Brandenburg aus. Mit den Nachbarstaaten hat es manchen heftigen Krieg zu führen gehabt. Vor allem mit den Markgrafen von Brandenburg. Erzbischos Conrad Ii. war im Jahre 1276 gestorben. Markgraf Otto Iv. von Brandenburg hoffte, sein Bruder Erich würde nun Erzbischof von Magdeburg werden. Die Dom- Herren wählten aber einen andern, den Günther von Schwalenberg. Das verdroß den Markgrafen Otto. Er kündigte zu Anfang des Jahres 1273 dem ueuen Erzbischof Krieg an und zog mit einem Heere gegen Magdeburg. Als er die Türme der Stadt in der Ferne erblickte, rief er in feurigem Uebermute seinen Leuten zu: „Dort im Magdeburger Dome werden wir bald unsere Rosse füttern!" Aber er hatte den Mut und die Kraft der Magdeburger zu gering geschätzt: Erzbischof Günther holte das Banner des Mauritius, des Schutzpatrons von Magdeburg, aus dem Dome und zog mit den zu wilder Kampfeslust entflammten Bürgern dem Feinde entgegen. Bei Frohse «.unweit Schönebeck) kam es zur Schlacht. Ottos Heer wurde nicht allein besiegt, sondern der Markgraf selbst mit 300 Rittern und Knappen gefangen genommen. Wie gern hätte die Markgräfin Hedwig ihren Gemahl aus dieser tiefen Schmach befreit. Aber das hohe, auf 4000 Mark Silber festgesetzte Lösegeld vermochte sie nicht zu beschaffen, bis ihr ein treuer Ritter, Johann von Buch, einen Schatz nachwies, den Ottos Vater für den Fall der äußersten Not gesammelt hatte und dessen Aufbewahrungsort nur jenem Ritter bekannt war. — Kaum war Otto auf diese Weise aus der Gefangenschaft befreit, fo begann er den Krieg aufs neue; er war eben ein

5. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 156

1821 - Magdeburg : Rubach
Fünfter Abschnitt. 156 land sehr viel thaten und den Grund zu blühen- den Städten legten. So erbauete z. B. Carl, der Sohn Carls des Großen, Magdeburg an der Elbe, 804, und Halle an der Saale in dem- selben Jahre. Die spätern Könige aus Carls Ge- schlecht waren indeß schwache Regenten, die das Land gegen die Feinde nicht schützen konnten. Man bedurfte eines tapfern Anführers, um die wilden Hunnen, die von Ungarn aus fast jährlich in unser Vaterland einfielen und ihren Weg mit Morden und Brennen bezeichneten, zurückzutreiben. Deßhalb traten die deutschen Fürsten 911 zusammen und wählten den tapfern Frankenfürsten Conrad I. zu ihrem Könige. Allein dieser wußte sich weder allgemeine Liebe, noch Achtung zu erwerben. Viele verweigerten ihm den Gehorsam, und statt den Feinden des Landes entgegen zu ziehen, mußte er seine ganze Negierung lang mit den deutschen Für- sten kämpfen. Zum Theil war er selbst Schuld an diesen Unruhen. Wollte er doch selbst dem Sohne dessen, der ihn zum Throne empfohlen hatte, dem Herzoge der Sachsen Heinrich, Land und Leute nehmen, bloß weil dieser ihm zu mächtig war. Conrad sahe dieß selbst ein und so empfahl er denn auf dem Todtenbette den, mit welchem er im Streit lag, zu seinem Nachfolger. Heinrich, den die Abgeordneten der Fürsten gerade auf dem Harze mit dem Vogelfänge beschäf- tigt fanden und der davon den Namen Heinrich der Vogelsteller bekam, wurde deutscher König und zeigte sich bald des Vertrauens würdig, das die Deutschen in ihm gesetzt hatten. Jetzt noch (979) zu schwach, den Hunnen zu widerstehn, schloß er mit ihnen einen Waffenstillstand, den er weis- lich benutzte, sich zu einem ernsten Kampfe zu rü- sten. — Noch fehlte es den Deutschen an festen Städten, und jeder Feind konnte daher überall hin vordringen, Alles verwüsten. Heinrich ließ Städte erbauen und befestigen» vorzüglich in Sachsen (Gdslar, Quedlinburg, Merseburg und

6. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 158

1821 - Magdeburg : Rubach
158 Fünfter Abschnitt. Die Nachkommen dieser beyden Könige regier- ten bis 1024 über Deutschland. Man nennt sie die sächsischen Kaiser. Unter ihrer Regierung wurden die reichen Silberbergwerke auf dem Harze entdeckt und angelegt, und von Bernward Bi- schof von Hildesheim, der sich auch um die Ver- besserung des Schulwesens verdient machte, die ersten Eisengießereyen angelegt. Unter den folgenden Kaisern sind die Hohen- staufen, die von 1137 — 1254 regierten die merk- würdigsten. Conrad Ul. und Friedrich I., die ersten Kaiser aus diesem Hause, nahmen an den Kreuz- zügen Theil, und doch haßte und verfolgte der Pabst ihr Geschlecht, weil diese Fürsten ihm zu mächtig waren und sich nicht immer gutwillig in seine Anmaßungen fügen wollten. Es entstanden in Deutschland, wie in Italien, zwey Partheyen die Hohenstaufen, welche auch Gibellinen hießen, und die W elfen; an der Spitze der letzter» stan- den die mächtigen Herzoge vonbaiern, welche auch Sachsen besaßen. Die Streitigkeiten und die Ei- fersucht dieser beyden Partheyen erzeugten eine Menge Kriege in Deutschland und Italien, die mit Erbitterung geführt, manche blühende Stadt in ei- nen Aschenhaufen verwandelten. Das Beyspiel, das die Mächtigen gaben, fand unter den Rittern bald Nachahmer. Da fragte Niemand mehr nach dem Rechte, und Gewalt ent- schied statt der Gesetze. Auf hohen Bergen thürm- ten die Ritter ihre Burgen auf, von denen herab sie auf jeden herfielen, der sie beleidigt hatte. Lau- send kleine Kriege wurden,jährlich, wurden in jedem Augenblicke geführt, und bald begnügten sich die Ritter nicht mehr damit, sich an dem Beleidiger zu rachen. Sie sielen auch über den reisenden Kauf- mann her und raubten ihm seine Waaren. — Nur räuberisch Gesinnte hatten die Herrschaft, und fried- liche ruhige Menschen mußten in beständiger Furcht und Todesangst leben. Am übelsten erging es dem

7. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 160

1821 - Magdeburg : Rubach
Iöo -- Fünfter Abschnitt. schon izoo gehörten dazu 60 Städte , (meistens in dem nördlichen Deutschkande)., welche ganze Flotten und ganze Heere hielten, und um deren Freundschaft sich selbst Fürsten und Könige bewarben. Meist alle diese Städte waren reich und konnten zum Theil, wie Straßburg, über rv,ooo Bewaffnete in das Feld stellen. Der Hansa ähnlich war der schwäbische Städtebund, der 1448 in südlichem Deutschland entstand. Unter den deutschen Königen machte sich vor allen Rudolf von Habsburg, der von 1273—9t regierte, um die Wiederherstellung der Ordnung in unserm Vaterlande verdient. Allein das Uebel war zu tief eingewurzelt, und ob auch dieser König allein in der Nahe des Thüringerwaldes über 60 Raub- burgen zerstöhrte, so konnte er doch nicht überall und auf immer den Frieden wiederherstellen. Die- ser Rudolf ist auch der Stammvater der östreichschen Kaiser, und bey seinem Geschlechte blieb die Kaiser- würde mit wenigen Ausnahmen bis auf die neue- sten Zeiten. — Schon vor Rudolf hatte man aufgehört, den König von allen Fürsten wählen zu lassen. Die Herzoge der vier mächtigsten Nationen, der Sach- sen, Baiern, Franken und Schwaben be- hielten sich,-nebst den Erzbischöfen von Mainz, Trier und Cöln dieses Recht allein vor und er- hielten davon den Namen der Churfürsten. Die Churwürde von Schwaben kam bald auf die Pfalz, die fränkische auf Brandenburg und die baier- sche auf Böhmen. Die übrigen Fürsten wurden immer mehr von der Königswahl ausgeschlossen. — Gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts wurde die östreichische Fürstenfamilie vor allen andern mächtig. Durch Heirathen und Erbschaften kamen zu den Stammländern dieser Fürsten unter Frie- drich Iii und Maximilian I. Ungarn und die Niederlande und bald auch Spanien, da Carl V., Maximilians Enkel, auch ein Enkel von

8. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 185

1821 - Magdeburg : Rubach
Die einzelnen europäischen Staaten. 185 Dalmatien und ein großer Theil von Ober- italien. Die Größe des ganzen Staates betragt über 12,000 lumeilen. Das Land ist fast überall gebirgig und nur in Mähren und Ungarn giebt es größere Ebenen. Die wichtigsten dieser Bergreihen sind, so wie die Flüsse, welche das Land durchströmen schon oben genannt worden. — An Produkten ist das Land sehr reich. In den verschiedenen Bergwerken wer- den allein jährlich über 1250 Pfd. Gold und 260,000 Pfd. Silber und 60,000 Cent. Kupfer gewonnen. — In den südlichen Landern gedeihet der Reiß und der Oelbaum; auch ist in ihnen der Seidenbau beträchtlich. Die meisten Pro- ducte werden jetzt in den zahlreichen Fabriken ver- arbeitet. Der Mittelpunct des ganzen Reiches ist das Land unter der Ens oder die alte Mark- d. h. Grenz-Grafschaft Oestreich, welche 1156 erweitert und zu einem Herzogthum erhoben wurde. — Der Kaiser Rudolf vonhabsburg brachte das Land, das die Könige von Böhmen eine Zeitlang besessen hatten, 1278 an sein Haus, bey dem es bis auf unsere Zeiten geblieben ist. — Bald nach Rudolfs Tode verloren zwar die Herzoge von Oestreich ihre Oberherrschaft über die Schweiz (s. unten d. Schweiz) allein sie erwarben dafür 1335 Tyrol und Kärnthen. Am meisten wuchs ihre Macht unter dem Kaiser Friedrich Iii., dem Vater Maxi- milians, der die östreichischen Lander zu einem Erz- herzogthume erhob und seinen Sohn mit Maria von Burgund vermahlte, wodurch die Niederlande mit Oestreich vereinigt wurden. Bald nach Maxi- milians Tode, dessen Enkel Carl V. auch Spanien mit Oestreich auf kurze Zeit vereinigte, kamen auch Ungarn und Böhmen für immer an Oestreich. — Der dreißigjährige Krieg schwächte die Macht des östreichischen Hauses, das indeß immer noch das mächtigste in Europa blieb. — Daß es 1741 den

9. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 199

1821 - Magdeburg : Rubach
Die einzelnen europäischen Staaten. *99 Donifacius die älteste christliche Kirche erbauet. In Sachsen-Koburg nähren sich die meisten Dörfer von Spinnen und Weben, oder auch von dem Ver- fertigen der kleinen marmornen Spielkugeln, womit ein ansehnlicher Handel getrieben wird. Coburg, die Hauptstadt hat eine Tuch- und Porzellan- fabrik. Luther hielt sich hier während des augs- burger Reichstages (1530 auf. - Auch in Sach- sen-Mein ingen herrscht vieler Kunstfleiß, vor- züglich in der Gegend von.sonnenberg, von wo aus jährlich niese tapsend Schiefertafeln, Rechenstifte und Wetzsteine verschickt werden, indem es neben dem Städtchen sehr wichtige Schie- ferbrüche giebt. Die Hauptstadt ist Meinungen. — Sachsen-Hilburgh ause n endlich hat be- deutende Wollenwebereyen, aber auch Ueberfluß an £Getraide uyd Obst. Die Hauptstadt ist Hildburg- Ahausen. — Diese fünf Herzögthümer liegen sämmt- lich in und an dem thüringer Walde. 4. Das Königreich Hannover, nebst dem Herzogthume Braunschweig. Das erstere dieser Länder ist gegenwärtig¿90 Ihm. groß und liegt größtentheijls zwischen der Elbe und der Weser. In frühern Zeiten wohnten hier die Sachsen, die durch Carl dem Großen zum Ehn- stenthume bekehrt wurden. Späterhin zerfiel das Land in- mehre kleine Herrschaften, bis Heinrich der Löwe, das Haupt der Welsen (s. ob.), der auch Baiern besaß, alle. diese^ Länder vereinigte und überdieß sein Reich durch glückliche Kriege gegen die Wend en bis an die Ostsee erweiterte, um das Jahr 1140. Lübeck wurde von ihm 1140 ange- legt und das von den Wenden zerstöhrte Ham- burg wieder aufgebauet. Allein Heinrich zerfiel mit dem Kaiser Friedrich I. Er wurde in die Acht gethan. Seine Eroberungen gingen verloren, und das Land, dessen Wohlstand er durch väterliche Für- sorge für den Ackerbau und andere nützliche Ein- richtungen gehoben hatte, kam wieder durch rin-

10. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 208

1821 - Magdeburg : Rubach
208 Fünfter Abschnitt. Schon zu den Zeiten Carls des Großen waren die Baiern ein mächtiges Volk, das unter einem eignen Herzoge Thassilo stand. Da sich dieser indeß Carls Feinden anschloß, so verlor er die Re- gierung, und Baiern kam an Carls Geschlecht. Erft, als dieß immer schwacher wurde, bemächtigte sich Arnulph, Markgraf von Baiern, des Herzog- zogthums, das er 920 von dem Könige Heinrich zur Lehen nahm. Auch bey seinem Hause blieb es jedoch nicht, indem Otto 1. seinem Bruder Heinrich das Land verlieh, dessen Nachkommen hier bis nzo herrschten. Heinrich der Löwe verlor in diesem Jahre das Herzogthum, und so kam es an Ar- nulphs Nachkommen zurück, die es noch jetzt be- sitzen. — Einer von ihnen Ludwig bestieg <314 den Kaiserthron, den ihm indeß Friedrich von Oestreich streitig machte. Die Waffen sollten zwi- schen beyden, von verschiedenen Partheyen erwählten, entscheiden und sie entschieden für Ludwig. Frie- drich wurde des Gegners Gefangener ig22 und nach dem Schlosse Laußnitz gebracht. Ludwig glaubte nun den Krieg endigen zu können. Er begab sich zu seinem Gegner und schloß mit ihm einen Ver- trag , kraft dessen Friedrich allen Ansprüchen an die Königswürde entsagte und noch andere harte Be- dingungen eingehn mußte. Dann erst wurde er der Haft entlassen und that nun Alles, was in seinen Kräften stand, diesen Vertrag ganz zu erfüllen; allein weder Leopold, Friedrichs Bruder, noch die übrigen Fürsten wollten sich dem Könige Lud- wig unterwerfen, zumal da der Papst erklärte, der Vertrag sey erzwungen und deßhalb ungültig. — Und wenn mich alle Welt davon frey spräche, sagte Friedrich; mein Gewissen sagt mir, daß ich halten muß, was ich gelobt habe. Und so machte er sich auf nach München und stellte sich freywillig in die Gefangenschaft zurück. — Den Gegner rührte dieser Beweis deutscher Treue. Er nahm dem Zurückkeh- renden mit offnen Armen auf und behandelte ihn als Freund. Beyde theilten die Regierung des Rei-
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